Mein Schlachtfeld – Kommentar(e) im VDVC-Forum

Kommentar: ‚Ich muss als Vita-User zugeben, dass ich die Funktionsweise von Near zwar noch immer nicht durchschaut habe, denke aber mal dass die Werbung gerade „wie Apple die Möglichkeiten des Geräts“ schon präsentieren könnte.
Da es sich bei Near um so etwas wie eine Schwarmlösung handelt die anders als die Streetpass-Lobby irgendwie Gruppen (von Spielen und SpielerInnen) zusammenfasst. Leute aufgezeichnet fürs Marketing so darzustellen wie Bewegungen auf einem Schlachtfeld könnte als soziale (!) Bewegung dann schon passen.

Nicht alle sozialen Bewegungen halten sich selbst für überlegen oder geben gar germanozentrische Weltbilder von sich. Nicht jeder Mensch, ob in Deutschland oder darüber hinaus, wird sich sich bei „seit 1945“ schonmal unbedingt mit der deutschen Seite davor identifizieren können/müssen. Ich bin dem US-Militär für die Befreiung Österreichs von deutscher Herrschaft etwa sehr dankbar. Nur so war bei Menschen mit Krankheiten wie ich sie habe ein Überleben bei Geburt (vorerst) überhaupt möglich. Manche hier mögen das ja (womöglich gänzlich) anders sehen: ich erlaube mir jedenfalls solch deutschtümelnde Äußerungen die so etwas, solche menschenverachtend-ignorante Gewalt, vielleicht sogar noch als „friedensbewegt“ betrachten, zutiefst abstoßend zu finden.
Bevor solche aus meiner Sicht überaus beleidigenden Äußerungen hier platziert werden sollte sich das zumindest einmal überlegt werden.‘

‚(…) „Krieg“ ist aus meiner Sicht im Gegenteil HOFFENTLICH IMMER Unterhaltung. Gar nichts anderes. Genau so wie eine Zombie-Apokalypse oder ein Mord in einer Nachbarschaft wie er auch in etablierten deutschen Krimiserien doch gerne gezeigt wird. Und auch nicht unbedingt unrealistisch wiedergegeben wird.

Realist bin ich dabei jedoch sicherlich keiner – ja vielleicht ist es für meine Auffassung der Dinge schon erforderlich keiner Ideologie eines Realismus nachzuhängen. Das mag sein.

Jedes Kriegsspiel wird so schon notgedrungen auch gegen Kriege sein müssen. Ansonsten wird es kein Kriegsspiel sein, denn Krieg ist für mich bereits als etwas Negatives definiert. Nein: ich sehe da nunmal keine faschistisch-futuristischen Traditionen einer Verherrlichung von Krieg etc. Überhaupt nicht. Das sind widerliche Unterstellungen von Leuten die ihre eigene politisch-moralische Überlegenheit demonstrieren wollen und dabei selbst zuweilen äußerst fragwürdige Vorstellungen preisgeben. Über Welt, Leben ODER Geschichte. Vor allem Kulturgeschichte, da kulturelle Sauberkeitsvorstellungen wie sie ein historischer Faschismus, gerade der Germanofaschismus, präsentiert hat, außer Acht gelassen werden. Meinem Eindruck nach nur allzu gerne. Eine kulturpolitisch-historische Verantwortung wird so auch keineswegs wahrgenommen –

Wenn jemand sagt „ich will Krieg“ ist das eine Äußerung die ich in heutiger Zeit nicht viel von einer Aussage wie „ich will ein Erdbeben haben“ unterscheiden würde.
Es wird hierzulande in Nordamerika, Nord-, West- und Zentraleuropa seit über sechzig Jahren in Frieden nebeneinander gelebt – eine beinahe beispiellos lange Zeit des Friedens. Und gerade in dieser Zeit sind von Bunuel über Romero bis Tom Six immer mehr Gewaltdarstellungen schon im Film daher gekommen. Ja völlig abgesehen von Wirkungsfantasien gegen diesen menschlichen Ausdruck spricht doch auch die internationale Kriminalstatistik dagegen, dass die westliche Welt aufgrund ihrer Gewaltfiktionen daniedergeht. Woher also dieser ganze Hass auf Videospiele und Genre-Filme. Und die Frage welche ich erst unlängst für meine Uni stellte: wieso auch der Bezug von Medien auf Gewaltverbrechen in Deutschland, wo es fast nur dort schon die strafrechtliche Verfolgung dagegen gibt, den einmaligen Index, etc. Was sagt das alles über Deutschland, über Euch liebe FreundInnen und Freunde im Nachbarland, aus?

Ein Gegen-Krieg-Sein schließt jedoch eine Freude an Gewaltdarstellungen nicht aus: so wie ich auch nicht gegen das Boxen oder die MMA bin, weil dort jemand verletzt wird oder bloß werden könnte. Verletzt werden kann auch jemand beim Fußball. Fast überall.

Genau so wenig nehme ich an, dass jemand Zombie-Apokalypsen oder solche Morde in seinen Lebenswirklichkeiten anders tatsächlich haben möchte: ein solches Denken, dieses Kulturunverständnis, finde ich abstoßend. Diese ständige Unterstellung eines Willen zur Gewalt in Menschen, etc. Dass jemand der gerne Krieg spielt auch reale Kriege anzetteln will, usw. Das lehne ich ab. Ich frage mich eher was die Leute haben wollen, welche sich selbst so für etwas besseres halten. Für „reifer“ oder sonst wie überlegen dahingehend.
Und ich denke, dass dieses xenophobe Denken gegen fremde Willen, das häufig auf einen glatten Determinismus hinausläuft, gerade erst einen Verein wie den VDVC eigentlich nötig gemacht hat.

Die Verantwortung Deutschlands auf gerade mal eine Person, noch dazu einen Ausländer, begrifflich zu reduzieren, lässt für mich darüber hinaus sehr tief in den in dieser Form Sprechenden blicken.
Schwarze Löcher, nach Harry Mulisch oder Elfriede Jelinek, mögen für vieles herhalten können, taugen: Verantwortung allein für Zig-Millionen Toter, einen Zivilsationenbruch, übernehmen, werden sie so jedoch annähernd gleich wenig können wie Autobahnen bauen.

Ich möchte mich in meinem Leben jedenfalls nicht für so moralisch überlegen halten um mich nicht mehr daran erfreuen zu können. An „Kriegs“handlungen oder Gewaltdarstellungen in wunderbaren Fiktionen, schönen Effekten. Derlei Rassismen gegen Geschmack und Empfinden lehne ich aus tiefster Überzeugung und von ganzem Herzen ab. Das widerspricht am allermeisten meinem Denken.

Ich engagiere mich auch nicht für Videospiele und Gewaltdarstellungen damit irgendwelche mir unbekannten Leute irgendwo öffentlich Personalcomputer zusammenstöpseln können und ihre Windows-Kisten hernach in Betrieb nehmen, sondern eben für solche unliebsamen, marginalisierten bis inkriminierten INHALTE. Also weder für die Technik noch soziale Vorgänge. Und deshalb schreibe ich hier auch im fürs „Stigma Videospiele“ reservierten Teil. Nicht bei „Stigma VideospieleN“ und nicht bei „Videospiel-Technik“.

Oder frei nach Malte Lehming über Gisela Mayer: wem daran etwas nicht gefällt, der soll hervortreten und schweigen ;-)‘

Über pyri

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