Ich war eigentlich nie ein Freund der „Hitman“-Spiele, hielt sie bislang stets für menschenverachtend und gewaltverherrlichend – meiner Meinung nach -, doch was mit diesen mörderischen Nonnen jetzt schon aufgeführt wird ist nicht mehr auszuhalten: für mich unerträglich – sowohl als gläubiger Mensch, als auch Demokrat.
Weswegen werden Nonnen mit Gewalt oder Sexualität in Verbindung gebracht: doch bloß weil es ihrem Bild nicht entspricht. Weil sie gerade als Stereotyp ein Problem damit hätten.
Oder dürften so auch keine mörderischen Priester mehr gezeigt werden? Wäre das weniger sexistisch?
Nonnen in der populären Kultur nur mehr so bieder wie Jutta Speidel („Schulmädchen-Report“, „Fleisch“) und Elmar Wepper aus dem deutschen Fernsehen, Priester wie Don Camillo und Peppone aus den züchtigen italienischen Film-Burlesken?
Was heißt es wenn Themen ausgebeutet werden, offensiv behandelt? Betrifft das überhaupt damit in Verbindung stehende Menschen? Welche Normvorgaben sind da vorhanden?
Sind es im inkriminierten „Hitman“-Trailer tatsächlich überhaupt Nonnen welche darin als „Nonnen“ auftreten, oder nicht doch eher Mörderinnnen? Und am Ende: dürfen Frauen nicht mehr als Mörderinnen portraitiert werden? Überhaupt keine Menschen?
Die Weihe von Bräuten
Oder weshalb verwendete ein Tarantino auch das Bild einer vermeintlich unschuldigen Braut in „Kill Bill“. Oder ein Pasolini ernsthaft gerade eine traditionelle Hochzeitszeremonie diesbezüglich? Doch aus ähnlichen Gründen.
Richtig problematisch wird es allerdings, wenn ein Potsdamer Medientheoretiker noch als Gewährsmann für derlei Gewalt gegen Fiktionen, für diesen Kulturfaschismus, auftritt, weil er Dünkel gegen entsprechenden Kommerz offenbar teilt: so setzt er sich für Independent-Produktionen ein, erwähnt ihn die Süddeutsche, weil diese solche Gedankengänge die da problematisiert werden, und welche noch dazu als auf die Fantasien junger Männer zurückgeführt erscheinen, nicht aufweisen würden. Welche Gedanken nicht?
Die Gedanken von Konkretisierungen? Weil unabhängigere, kleine Spiele oft nicht nur nicht die Produktionswerte größerer inkriminierter Titel aufweisen, sondern auch einen stärker ausgeprägten Willen zur Abstrahierung. Das Diktat der Abstraktion: wird dieser Wille nun zum erwünschten Norm-Denken erklärt? Weil Abstraktionen in dieser heutigen Welt vielfach unproblematischer erscheinen, ein Denken oder menschlicher Ausdruck in abstrakten Bilder wesentlich weniger anstößig ist – weil dabei oft erst gar niemand darüber etwas zu wissen braucht, wie oder als was etwas diesbezüglich eigentlich vielleicht mal gemeint war. So Unwissenheit ungestört weiter regieren kann?
Was soll das?
Wo ist da jegliche Verantwortung für die Freiheit von Menschen geblieben?? In diesem Deutschland das mir so geradezu immer unheimlicher werden muss, oder in diesem Europa in dem auch ich zu leben habe – aus dem ich mit meiner Behinderung leider nicht fliehen kann.