Xbox One: Netzwerkverbindung einfach trennen!

Nachdem es gewissen Leuten, Kindern der Erde die höchstens Papa Kim wirklich besänftigen konnte, an diesen Weihnachten/Winter-Sommerfeierlichkeiten nun doch gelungen war die Konsolennetzwerke gleich zweier Konzerne wenigstens teilweise zum Erliegen zu bringen, wissen viele anscheinend nicht was sie mit ihren Geräten ohne Netzwerk im Internet anstellen könnten. Egal ob Winter oben drüber, oder Sommer down under: während die Sache bei den ganzen PlayStations noch recht einfach ist und deren Offline-Modi sofort verfügbar sind, also die schon standardmäßig so starten, sieht es auf der Xbox One leider gänzlich anders aus, und mit aktivierter Netzwerkverbindung weckt Microsoft tatsächlich den Eindruck als wäre die Konsole ohne LIVE-Verbindung zum Spielen völlig unbrauchbar.
Nun könnte man meinen, dass spätestens seit dem großen Einbruch bei Sony 2011 die beiden Konzerne auf solche Sachen Publicity-mäßig vorbereitet wären, wenn sie in der Sache selbst bereits machtlos sind. Doch nichts da: lediglich eine schnöde Meldung, nicht viel mehr als ein Status-Update mit beiläufigen Geschmacksaufgüssen vorher und nachher, eine einzige Nachricht auf die ich hier nicht einmal direkt verlinken will, gab es bei Twitter von Sony während der ersten Feiertage – trotz verstärkter Kommunikationsbemühungen vor Weihnachten – in Hinblick auf die hauseigenen „Ingenieure“.
Eine Standardfloskel welche bei solchen Sachen mittlerweile von allen abgesondert wird – die leicht zu beeindruckende, in Punkto Sicherheit anzuschwindelnde oder sowieso gleich auf Aluhüte setzende (und damit nicht mehr zu ihrem ureigentlichem, vertrauendem Publikum zählende) Öffentlichkeit mit ihren Reden über „Hacks“, wird es schon glauben, während das Marketing-Sprachrohr von Microsoft, offenbar lieber gleich mit seiner Family verstecken spielte, anstatt sein Publikum zumindest darüber zu informieren, wie es mit einer womöglich gerade erst geschenkt bekommenen Xbox One wenigstens theoretisch trotz allem (auch nur) spielen könnte (!). Schönreden ist offensichtlich eine gefestigte Lebenseinstellung.

Denn Abhilfe schafft die Einstellungen-„App“ im Betriebssystem, in welcher die Netzwerkverbindung aktiv und Software-seitig komplett getrennt werden muss: erst dann schaltet die Xbox One automatisch in ihren Offline-Modus um. Viele scheinen das jedoch nicht zu wissen und einfach ist es ja auch sicher nicht, zumal die Konsole keine Netzwerkdaten speichert und Passwörter etc. jedes Mal wieder von Neuem eingegeben werden müssen, möchte man mit ihr wieder online gehen.
Auch werden die Erfolge, anders als bei Sony, nicht nur online synchronisiert, sie tauchen auch nur mehr online auf: die Achievement-App funktioniert offline nicht, Erfolge werden zwar registriert aber nicht gezählt, es tauchen keine Pop-Ups über sie auf und sie können deshalb auch nicht überprüft werden. Ein Offline-Profil gibt es damit praktisch nicht mehr.

Also einen Gefallen hat sich Microsoft mit ihrem Online-Konzept sicher nicht getan. Dennoch ist das One-DRM offline sogar ein Fortschritt – bei Downloads, nicht den hüben wie drüben (PS4) vollständig zu installierenden Discs (die für gewöhnlich übergangenen, allgemeinen PC-Verhältnisse lassen grüßen)…
Denn die 360 unterschied bei Download-Spielen (nicht den „Games on Demand“) aufgrund der hauseigenen 100%-Trials-Regel (und – vormaliger – 2GB-Grenze) noch zwischen Trial- und Vollversionen, wobei die Konsole eigentlich bereits gekaufte Spiele vielfach wieder zu Versuchsobjekten degradierte, wenn samt fehlender Internetverbindung und (/oder mit nicht funktionierendem) LIVE-Anschluss auch kein Zugriff auf die jeweiligen Lizenzen vorhanden war. Der Offline-Modus der One kennt solche Sperenzchen glücklicher Weise nicht und arbeitet dahingehend ähnlich wie jener von Steam. Sony speichert Lizenzen lokal seit jeher wesentlich transparenter.

Mittel- und längerfristig hilft heutzutage jedoch kein Offline-Modus, wenn unzählige Multiplayer-Titel dann so oder so nicht mehr zu gebrauchen sind und sich dafür keine Bot-KI je durchgesetzt hat. Wobei helfen tut auch keine der beiden gleichklingenden Konzernsprachen: beide Seiten vermeiden sogar jegliche Rede über DDOS und der ständigen Möglichkeit deshalb ihre Services nicht zur Verfügung stellen zu können – lediglich von Problemen mit dem Netzwerk wird gesprochen und alsbald auch gleich von deren Behebung, Aufräumungsarbeiten quasi, obwohl sich am negativen Zustand (vorerst weiterhin keine Logins möglich) subjektiv nichts geändert hat und offiziell gar nicht mitgeteilt wurde was (deswegen) eigentlich geschehen war. Weshalb da überhaupt was zu beheben gewesen sein sollte. Geschweige denn warum die Öffentlichkeit zwischendurch auf Gerüchte zwitschernder Eidechsen, deren Kommunikation mit Familienvätern usw., angewiesen blieb – neben der beinahe vollständig boulevardisierten Presse, welche wiederum vornehmlich auf eben diese Kommunikation zurückgreift, das heißt keineswegs bessere Quellen vorweisen kann.
Vielleicht erklärbar sind die verhaltenen Konzernreaktionen, welche bislang erfolgten, mittels Differenz aus eigener Erfahrung: es besteht kein Grund Netzwerke abzuschalten, das heißt auch wenn sie für auf alle Fälle viele Menschen nicht funktionieren, es zweifellos jede Menge Betroffene gibt.

Denn die einzelnen Abteilungen und Netzwerk-Varianten sind dementsprechend unterschiedlich belastet, sie funktionieren, von Konsolentyp zu Konsolentyp, jeweils auch anders – wie schon die eigene Erfahrung zeigen kann: während ich die 4 seit vier Tagen nicht erreichte, ging der 3er- und Vita-PSN gestern zeitweise wieder, jetzt aber halt auch nicht mehr. Und 360/One waren eben, vielleicht wahrhaftig nach der Gutschein-Intervention vom geborenen Schmitz, gestern zwischendurch beide wieder erreichbar – sind mittlerweile aber erneut des Weiteren zusammen ausgefallen.
Und haben „funktioniert“ ist auch relativ, denn dank der Konsolennetzwerke ist es zwar nicht so schlimm wie am PC, wo Online-Spielumgebungen samt gleich zwei strenger DRMs – wie im Falle von Steam und dem von Ubisoft – sogar übereinander geschaltet sein können, aber immerhin werden auch auf Konsolen verschiedene Multiplayer-Umgebungen noch zusätzlich genutzt: so konnte ich das Service von Ubisoft auf der Xbox One gestern trotz funktionierendem LIVE nicht in Anspruch nehmen (auf Konsole ist das nicht identisch mit Uplay). Darüber berichtet in der Situation jedoch nichtmal irgendjemand…
Also dass sich diese Situation plötzlich bessert kann ich mir so nicht ganz vorstellen, vor allem über dieses Wochenende noch nicht: womöglich ist insgesamt aber nur eine geringe Prozentzahl betroffen und deckt sich die öffentliche mit der veröffentlichten Meinung einmal mehr nicht, gibt letztere nur eine Verzerrung wieder. Erklärt das die Coolness, das relative Schweigen der Riesen – gegenüber den Eidechsen.
Nachvollziehen kann ich die mangelhafte Öffentlichkeitsarbeit von Sony und Microsoft jedenfalls auch an den Feiertagen dennoch nicht. Gerade die Feiertage bleiben im Gedächtnis hängen und andere müssen jetzt auch arbeiten, der bürgerliche Schmäh zieht bei mir sowieso nicht: viel näher liegt dass beide betroffen sind und keine Konkurenz, wie vormals SEGA, mehr übrig ist, zu der wer deshalb abwandern könnte. Dafür braucht niemand einE VerschwörungstheoretikerIn sein – die Entwicklung des Konsolenmarktes hat dieses Ergebnis ganz einfach gezeitigt. Nintendo und der PC, dort vor allem Valve, werden schon lange nicht mehr als Konkurrenz betrachtet. Zumal sich jetzt heute Morgen Hinweise aus der Ecke von 4chan verdichten, dass zumindest das PSN wieder richtig kompromittiert worden sein soll – und Sony deshalb schon anfing Passwörter vorsorglich zurücksetzen zu lassen. Kim D. verbreitet dazu jedoch seine ganz eigene, gar nicht so unplausible „Insider“-Information: demnach wären nunmehr die Konsolen selbst die „Täter“ und würden (in eingeschaltetem Zustand) ständig automatische Anfragen stellen, welchen den Technikern zu schaffen machen (und Sony offensichtlich sogar zum Reset bewegt haben).

Der geborene Herr Schmitz meinte derweil im Übrigen, dass er sein bestes getan hätte und nun die Konzerne an der Reihe wären: die Presse spricht über diese Service-Verhinderungen, sogar bis in den ORF-Teletext schaffte es die Geschichte, unisono (schon länger) von einem „Hack“ oder Aktionen von „Hackern“. Wobei ein „Hack“ ist es ja eigentlich nicht, wenn darunter der fremde Eingriff in ein System verstanden wird – nicht einmal der ernsthafte Versuch eines solchen -, sondern eine konzertierte Dienstleistungsüberflutung mittels (rechtlich wie auch immer zu bewertender) Pseudo-Anfragen. Wie wenn der Ticketschalter im Kino blockiert werden würde – mit der Folge, dass niemand mehr ins Kino kann.
Die Frage bleibt wie die Konzerne damit weiter umgehen. Eine Bringschuld in Sachen Sicherheit haben sie augenscheinlich nicht – eher im Gegenteil – auch wenn die Öffentlichkeit (gleich) davon spricht, dass sie (einmal mehr) „gehackt“ worden seien: und sind diese Services woanders lediglich ein mehr oder weniger netter Zusatz, bestimmen sie in dem Fall schließlich ein Kerngeschäft. Wenn die Störungen (wenn schon keine richtigen Hacks) technisch noch nicht zu verhindern sind, jedenfalls ohne dass den KonsumentInnen jedes Mal zugemutet werden würde sich eigenhändig anzumelden und Komfort dadurch verloren geht (üblicher Weise werden Sicherheitsfragen ja erst bei Problemen gestellt), was kann dagegen rechtlich unternommen werden? Und vor allem: wie die betroffenen Menschen für etwas (nicht) entschädigen, das (nicht) in der Hand von Verantwortlichen lag?

Als Ende Jänner 2008 Xbox LIVE zum ersten und bislang einzigen Mal für mehrere Tage ausfiel, vergab Microsoft genau ein einziges Spiel als Trostpflaster: obiges „Undertow“, der späteren „Shadow Complex“- und „Infinity Blade“-Leuten von ChAIR.

Update 28. Dezember – Kommentar bei IDG: ‚Zunächst dachte ich an Heilig Abend auch daran, dass einfach wieder viel zu viele Menschen spielen wollten und jedenfalls zu viele eine neue Konsole geschenkt bekamen. Unabhängig der Angriffe wäre eine Aufrüstung der Kapazitäten, vor allem bei Sony, wohl wirklich sinnvoll.
Mich verwundert allerdings ebenfalls so manche Reaktion auf die Angriffe: gestern Morgen bekam ich auf der Vita etwa die Nachricht, dass mein Passwort offenbar zurückgesetzt wurde und ich deshalb ein neues anfertigen muss. Einem Tweet zufolge, der zu dieser Zeit die Runde machte, war ich auch nicht der einzige mit dieser Information.
Kurz darauf kam es jedoch zu einer wohl überall wahrnehmbaren Wartung des PSN, die bis weit in den Tag hinein (europäischer Zeit) dauerte (und so eben erst am späten Abend in den USA anbrach, die EuropäerInnen waren wiedermal die Dummen). Auch die welche sich anmelden konnten wurden dafür von Sony rausgeworfen.
Später dann funktionierte das alte (Passwort) scheinbar wieder und es kam keine erneute Meldung deswegen. Der Service war wiederhergestellt.
So etwas verunsichert mich. Es gibt auch keine vernünftige Kommunikationsbasis.
Die Konzerne selbst sprechen für gewöhnlich immer noch nicht einmal davon, dass DDoS die Ursache für Schwierigkeiten gewesen ist. Erst ganz spät schob Sony diese Erklärung nach: http://blog.us.playstation.com/2014/12/27/playstation-network-update-3/ Und Microsoft schafft es nicht einmal seinen KundInnen zu sagen wie sie ihre Xbox One in den Offline-Modus versetzen können.‘

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