Weiterer Kommentar im VDVC-Forum

Replik zum „nächsten Level“: ‚Auch Videospiele sind „Wirklichkeit“. Darüber hinaus hoffte ich zumindest, dass der VDVC jedenfalls nicht nur für soziale Interaktionen gedacht war, sondern vor allem dafür ein Medium und sein Publikum in wenigstens einem Land zu vertreten. Vielleicht ebenfalls Kreative – obwohl die Branche ja eigene Vertretungen hat, aber wenn ich an etwa die Modding-Szene denke: über Spielstände, Screenshots und Videos hinaus schreibe ich jedoch eindeutig lieber Texte über Videospiele, als dass ich selbst welche kreieren möchte.
Obwohl ich sicher auch damit schon mehrmals geliebäugelt habe. Das kann aber auch ein Missverständnis seiner Funktion gewesen sein.

Während Sachen wie „Minecraft“ am PC für mich sehr wohl sinnlos und Zeitverschwendung sind. Wie überhaupt die allermeisten Videospiele, also alle die mir etwa nicht gefallen ^^ Wüsste auch nicht was daran so problematisch wäre, oder wie das anders sein könnte… Ist das nicht immer so? Wo kein Wunsch besteht sich mit etwas zu beschäftigen, wird das doch stets eher als Zeitverschwendung betrachtet – zumindest für einen selbst?
Gehe etwa davon aus, dass ich in meinem Leben rund 10.000 Titel intensiver spielen können werde – was etwa einen verschwindend geringen Teil des Mediums ausmacht, den ich dabei ganz bewusst auswähle. Auf die Idee zu kommen von heute auf morgen mich dem allem zu entziehen, erscheint mir dabei ähnlich absurd wie zu sagen: „ab morgen lese ich nicht mehr“, oder „höre ich keine Musik“. Ich weiß aber natürlich, dass das bei Videospielen sehr wohl leichter möglich ist, weil das Medium nicht die allgegenwärtige Präsenz anderer Medien hat.

Für mich deutet jedoch allein diese Äußerung bereits auf ein enormes Defizit in der Wahrnehmung des Mediums und den dann vermutlich eingeschränkt gedachten Möglichkeiten seines Wesens hin, als Ablenkung usw. Wieso sich Videospielen entziehen, aber keinem Schreiben? Keiner anderen Kommunikation/Interpretation.
Videospiele selbst zu spielen hielt ich dabei aber sicherlich noch für keine Voraussetzung sich an Debatten darüber zu beteiligen. Egal ob hier, oder sonstwo.

Keine spezifischen Kenntnisse oder Fähigkeiten rationaler Weise für nötig: ich brauch schließlich auch kein Portugiesisch können oder Bereitschaft dafür zeigen, die Sprache lernen zu wollen, nur um mich über portugiesische Literatur zu unterhalten. Und so verschieden zu anderen Medien sind Games auch nicht: sie sind nicht der Mond und keineswegs die Welt.
Weder Fisch, noch Fleisch. Vielleicht bin ich deshalb aber auch schon im „übernächsten Level“…‘

Nachtrag 29. März: ‚(…)
Ich habe in letzter Zeit vermutlich auch mehr gelesen als gespielt, vor allem seit ich meine Kindle habe, und etwa gar nicht vor, mir im nächsten halben Jahr ein Spiel zuzulegen dass mehr als 20 Euro kostet. Dafür will ich mir im nächsten Monat endlich mal die Bio von Herbert Fux zu Gemüte führen, usw.

Und um nicht missverstanden zu werden: ich spielte „Minecraft“ auf der 360 sogar gern (jetzt One), aber am PC kann ich mir nicht die Ziele stecken die ich dort erreicht habe. Ich wollte etwa lernen Schweinefleisch zu braten und bekam dafür auch ein T-Shirt für meinen Avatar.
Dafür ermutige ich mich alle zwei Wochen wenigstens ein paar Stunden auf Steam zu spielen: die Plattform hilft mir dabei, indem sie eben diese Statistik speichert. Ansonsten schaue ich meistens nur was es Neues gibt und informiere mich über einzelne Veröffentlichungen.

Da ich alle Plattformen verwende und überall mit den dazugehörigen Abos ohne die kein Multiplayer etwa mehr geht, wo einem schon im Monat ein Dutzend Nutzungsrechte umsonst nachgeschmissen werden, macht es im Zusammenspiel mit dem ganzen rabattierten Zeug sogar immer weniger Sinn zusätzlich Zeit oder Geld für Games auszugeben. Also ich beobachte, dass ich Games immer mehr so verwende wie neuerdings Netflix oder Amazon. Die Produktpflege einiger MMOs verschlingt auch Zeit, und die alle sind mittlerweile gratis: zuletzt kam ich nach Jahren sogar drauf, dass ich mit meinen niedrigstufigen Charakteren für umsonst „World of Warcraft“ spielen darf.

Ich glaub es kommt ganz darauf an ob das Medium als technisches Hobby verstanden wird, oder nicht. Bei einem Hobby geht es vermutlich um ganz andere Dinge, wie eben Community-Erfahrungen, Präsenz zeigen und Herausforderungen dort.
Man will damit andere Dinge erreichen. Während ich an das Medium eher so herangehe, dass ich sage: ich habe das Ziel diese oder jene Erfahrung zu erleben, Atmosphäre/Situation in mir aufzunehmen, ein Spiel über ein ganz bestimmtes Thema respektive in einer gewissen Ästhetik zu rezipieren. Oder zu sagen: ich will davon irgendwann mal das Ende sehen usw.
Bei einem Titel wie „Retention“ fällt es mir da schwer im Satz den Sinn, eine Verantwortung, zu sehen: ab morgen verzichte ich auf das Medium. Entziehe ich mich dem – das wäre für mich eher so als so zu sagen: „ab morgen will ich mich nicht mehr mit den Leben anderer Leute beschäftigen“, weil es in „Retention“ halt darum geht. Jenseits von sozialer Nähe – das ist für mich auch eine Frage der Empathie und Ethik. In der Fiktion wie beim Tagesgeschehen aus den Weltnachrichten.

Was diese Kommentare bezwecken sollen ist mitzuteilen, dass ich es halt sehr schade fände würden Games nur aus der Hobbyismus-Brille betrachtet werden, wo sie wie eine Modelleisenbahn einmal hinter sich gelassen werden. Und meiner Meinung nach hat die ganze Casualisierung eher zu einer Verstärkung des Eindrucks des Mediums als einer Form von Zeitvertreib geführt, ob verschwenderisch (exzessiv – Sucht) oder nicht, führte „Videospiele für alle“ keineswegs zu mehr Anerkennung, während etwa die mittlerweile ziemlich umtriebigen „Serious Games“ für den institutionalisierten Bildungsbereich von der Masse an Videospielen immer weiter losgekoppelt werden.
Ich habe etwa versucht herauszufinden was es mit diesem „Spiel des Friedens“ auf sich hat, das beim DCP sogar als „Innovation“ auch aufgestellt wurde. Ohne nachzufragen völlig vergeblich: die Internetpräsenzen des Museums aus dem es stammt konnten mir nicht einmal sagen ob es ein Beitrag zur zeitgenössischen Weltlage ist, oder historisch das Ende des Dreißigjährigen Kriegs thematisiert. Das Studio Fizbin (The Inner World) schweigt sich darüber gleich völlig aus, weil es eine breite Öffentlichkeit offenbar gar nicht interessieren soll (!), oder die angeschlossenen Institutionen wie das Museum mit (dem Rest) der Videospielindustrie und einem ansonsten kommerziellen Studio wie Fizbin dann vielleicht doch wieder nicht assoziiert werden wollen. Diese Entwicklung finde ich politisch mehr als bedenklich und das war auch längst nicht das erste Mal – scheint mittlerweile ein Selbstläufer zu sein.‘

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