Fremdenfeindlichkeit der Sterne

Letztes Jahr erschien in der New York Times ein denkwürdiger Artikel, welcher die bemerkenswerte wissenschaftliche Angst vor dem Fremden zu artikulieren suchte. Freilich ohne grundlegende Begriffe diesbezüglich je zu belasten.

Worum ging es? Um wissenschaftliche Vorbehalte dahingehend, mit entsprechenden technischen Mitteln ausgestattet, nicht nur ins Weltall zu „hören“ um damit vielleicht Signale Außerirdischer aufzufangen (SETI-Programm), sondern auch selbst eben solche Signale dorthin zu senden (aktives SETI-Programm), wobei die Sorgen darum kreisen wer dort etwa zuhört und wie eine solche (im schlimmsten Fall Störung) von „denen“ negativ aufgenommen werden könnte, sowie dementsprechend quittiert werden würde. Und so menschlich verständlich diese Befürchtungen sind, so geistig beschränkt, engstirnig und mit einem ganz allgemein geringen Horizont ausgestattet sind sie auch – der Autor des Artikels, ein gewisser Seth Shostak – seines Zeichens Direktor von SETI -, hat diese Einstellung am Ende nur höchst vorsichtig kritisiert (in Bezug auf zukünftige Generationen, welche Chancen denen dadurch entgingen), abgesehen davon ob aktive Signale zum ständigen Lärm den unser Alltag im All ohnehin schon verursacht, überhaupt noch einen großen Unterschied machen würden.

Autorinnen wie Mary Doria Russell und Ursula K. Le Guin lieferten bereits vor Jahren entsprechende, literarische Hinweise.

Und so wurde etwa nicht gefragt, ob die Außerirdischen Konzepte wie Aggression überhaupt verstünden: denn es ist völlig unklar ob unsere grundlegenden Vorstellungen von der Welt „da draußen“, ob Ideen wie „Freundschaft“ oder auch „Feindseligkeit“, „Frieden“ und „Krieg“, „Liebe“ und „Hass“, „Gunst“ und „Neid“, im All überhaupt eine Entsprechung finden. Gut möglich, dass all diese Vorstellungen für das Leben jenseits dieses Planeten, sofern es denn überhaupt existiert, keinerlei Bewandtnis haben – unsere Raubtiere keine Verwandte im Geiste auf anderen Planeten.

Bis auf Hapaxanthe kann auch auch unsere Tier- und Pflanzenwelt meiner Meinung nach keine Anhaltspunkte liefern, nicht einmal die Geologie welche die Beschaffenheit von Exoplaneten gegebenenfalls feststellt, da andere Welten immer noch ganz andere Voraussetzungen (zusätzlich) haben könnten, Voraussetzungen in denen etwa „Überleben“ im Sinne von Bestand und Erhalt von Leben (als Eigenantrieb) keine Bedeutung hat, dort ein ganz anderer Sinn vorherrscht.

Auch ist ohne ein reales Gegenüber in den Sternen (als „anderes“ Beispiel) zu haben weiterhin fraglich, ob die Bedeutung von Leben nicht grundlegend überschätzt wird. Der Artikel suggeriert etwa, dass die NaturwissenschafterInnen nicht dazu neigen würden an „Wunder“ zu glauben, doch wer sagt denn dass die Existenz von Leben auf „unserem“ Planeten überhaupt so etwa bemerkenswertes wäre – vielleicht ist es nur eine weitere Anomalie unter vielen und so wie bei „uns“ Kohlenstoff seltsame Verbindungen eingegangen ist, die wir KohlenstoffchauvinistInnen Leben nennen, daraufhin Städte und Maschinen gebaut haben, sowie Theorien entwickelt, kann das woanders genauso gut ganz anders sein, es andere Anomalien geben die zwar vielleicht auch als „Leben“ bezeichnet werden könnten, aber diesbezüglich ganze andere Formen angenommen haben. Also…

Lieber muxmäuschenstill: lasst uns vor den Außerirdischen besser kuschen? Nein: ich sage, frei nach Donald Trump, keine Angst – lasst sie nur kommen! Und wer weiß ob die, nicht frei nach Donald Trump, überhaupt so bös‘ sind wie sie sich manch ein fremdenfeindlicher Artgenosse von „uns“ vorstellt:

Über pyri

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