Beim Standard: ‚Clinton probiert es demnach wieder
mit linkspopulistischer Rhetorik: allein dieses Wall/Main Street-Bild zu bemühen ist aufgrund der Verflechtungen ihrer eigenen Familie einfach nur unglaubwürdig. Das passt zu Walt Disney und Frank Capra – was es mit „Fortschritt“ zu tun haben soll erschliesst sich mir aber nicht. Geschweige denn mit sozialer Gerechtigkeit: die Menschen scheinen zumindest auf demokratischer Seite jedoch langsam zu wissen was es mit dieser Vorstellung von „liberal“ ohne entsprechendes Fundament auf sich hat.
Einerseits positiv, andererseits zeigt es wie sehr die Nation politisch gespalten ist. Dass ein Rassist und Sexist wie Trump so viele Stimmen auf sich ziehen kann, hätte ich nicht für möglich gehalten. Dachte bislang immer, das sei nur in Europa der Fall.
(…) Trump (…): er ist weder ein klassischer Evangelikaler, noch ein typischer Libertärer – wie in meiner Kindheit Ross Perot -, sondern vielmehr ein nationalistisch polternder Politrabauke wie wir sie hier in Europa spätestens seit Mitte der Achtziger Jahre im Dutzend hatten. Im Grunde genommen, also objektiv betrachtet, sind beide – Sanders und Trump – eher Politiker europäischen Zuschnitts und für die US-Politlandschaft überregional eher untypisch.
Als historisches Beispiel für Trump fällt mir nur ein George Wallace ein, und der passt auch nicht ganz.
(…)
Sogar abgesehen vom ganzen Marketing und der PR liegt der Unterschied im politischen Werdegang: der Unterschied zwischen Sanders und Clinton ist ideologisch riesig, jener zwischen ihr und Obama war immer gering. Bei Sanders ist etwa wohl auch völlig auszuschließen, dass er – falls sie gewinnt – für sie den Außenminister macht. Da müsste es schon zu einem besonderen Deal (samt Sinneswandel auf beiden Seiten) kommen http://www.nbcnews.com/politics/2016-election/madeleine-albright-slams-sanders-foreign-policy-while-supporting-clinton-n512781 .
Es könnten auch andere Namen genannt werden: Al Gore, John Kerry – alle diese Figuren auf demokratischer Seite waren und sind immer austauschbar gewesen.
(…)
Sanders hat auch vor allem Symbolwirkung. Selbst wenn er die meisten Vorwahlen für sich entscheiden könnte – was ohnehin schon, immer noch, mehr als unwahrscheinlich ist – ist es praktisch ausgeschlossen, dass er am Parteitag von denselben Leuten nominiert wird, die er bei seinen Attacken jetzt zumindest immer mit meint.
So was hat es bei Obama zum Beispiel überhaupt nicht gegeben: da gab es Null Klassenkampf, immer nur weichgespülte Gleichheitsfloskeln plus naive Optimismen –
Allerdings will ich mir auch nicht vorstellen, wie die Partei eines Abraham Lincoln einen Donald Trump aufstellt. Dafür kann ich mir vorstellen, dass dann sogar manch ein Vorbelasteter noch im Grab rotiert – vom vermeintlichen Vorbild, dem Great Communicator, angefangen.‘