Zu krone.at – und Petition auf change.org

Wegen Artikel im Juni über spanisches Mobilspiel (bei Google). Kommentar: ‚(…) Was wird da bloß unter „Gewalt“ verstanden: eine geschmacklose, primitive Ästhetik, ja, aber weder geht aus der Inhaltsbeschreibung hervor, dass darin der Nationalsozialismus und dessen Gewaltherrschaft gutgeheißen wird – noch dass Gewalthandlungen darin gesetzt werden sollen. Oder bezeichnet die Seite etwa unglücklicher Weise schon den Ausbruch(sversuch) aus einem NS-Vernichtungslager als „Gewalt“: alles „für“ das Ressentiment sich sicherheitshalber „gegen Gewaltspiele“ zu stellen?‘

Stellungnahme zur Petition: ‚Leider lässt sich der eigentliche Inhalt dieses Spiels heute wohl nicht mehr empirisch (positivistisch) rekonstruieren. Trotzdem veranlasst mich mein Gewissen zu folgenden Worten, betrachte ich es als Gebot mich über diese Petition öffentlich kritisch zu äußern. Ich erkenne die hier vorgetragene emotionale Ablehnung zwar an, die ich als traurig und von bedauerlichem Unverständnis geprägt empfinde, beschreibe sie im Folgenden aber auch als entwürdigendes Vorurteil, völlig überzogen, irrational aggressiv und eklatante TäterInnen-Opfer-Umkehrung, denn als Videospieler, von nationalsozialistischer Schreckensherrschaft potentiell betroffener Mensch mit Behinderung und promovierter Zeithistoriker kann ich diese Petition dennoch nur zutiefst persönlich diskriminierend, fremdenfeindlich und menschenverachtend nennen: Videospiele haben wie andere darstellende Ausdrucksformen – egal ob Theater, Tanz, Literatur oder Musik – jedes moralische Recht sich mit dem Thema der Shoah auseinander zu setzen. Dieser Petition kann dahingehend praktisch nur ein pejorativer Unterhaltungsbegriff zu Grunde liegen, welcher etwa „Spielen“ von Vornherein (warum auch immer) einen minderwertigen Charakter zuschreibt. Ein Charakter der „Spielfilmen“ und „Schauspielen“ nicht attestiert wird, jedenfalls nicht in dieser radikalen Form – eine Form die ich als Videospieler auch als meine Kultur bedrohenden, politischen Extremismus wahrnehme und auffasse. Im Gegenteil sollte derselbe rassistische Gehalt, welcher hier auf diesen spanischen, offenbar akademisch abgesegneten und in erster Linie scheinbar von der PR des Konzerns Google (!) nachträglich verhinderten Mobiltitel und ein „Spiel“ angewendet wird, derselbe Bann, einmal auf die hier verwendeten Werturteile angelegt werden – die (Zurück-)Erlangung von Freiheit und der Verzicht auf Gewalt bedeutet eben keine affirmative Beziehung zum Nationalsozialismus – ganz gleich ob die dafür verwendete Ästhetik, der „Humor“, nun subjektiv als „geschmacklos“ oder sonst wie negativ empfunden wird. Diese konstruierte Empörung, anscheinend einzig und allein auf Basis von Ressentiments gegen Videospiele als solche „Unterhaltungsprodukte“ die damit brutal „vernichtenden“ Urteilen unterworfen werden sollen, ist deshalb das eigentlich Beschämende dabei.‘

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