Kommentar zu (neuerlichem) Dogmatismus bei Polygon: ‚“Fehlt etwas im Artikel?“ Ja, Sinnhaftigkeit.
Das beginnt schon beim Begriff der Sexualisierung, der eigentlich von Gewalt her stammt. Nur Videospiele dürfen halt auch sexuelle Fantasien sein – wie sich historische Figuren so vorgestellt werden ist weder „messbar“, noch hat es mit irgendwelchen „Fakten“ (über diese und jene Person) auch nur irgendetwas zu tun (der Empirismus ist in der kollektiven Vorstellungswelt schon längst an seine Grenzen gestoßen) – und Cleopatra ist in der populären Kultur schon länger ein Sexsymbol, nicht einmal erst seit dem Elizabeth-Taylor-Film aus dem Jahr 1963 (!). Tatsächlich schickt sich diese kryptopuritanische und pseudofeministische Entsexualisierungstendenz mit ihrem Verhüllungsgebot (sexistischer Weise exklusiv für Frauen, denn der „Held“ darf die meiste Zeit halbnackt herumlaufen) dann schon an die Welt zurück weit vor diesem Film (und mitten hinein ins Patriarchat) zu schicken – was ungefähr das Gegenteil von „Fortschritt“ (im Sinne von Progressivität) bedeuten würde.
Und die KollegInnen werden sich demzufolge dann eher Historismus vorwerfen lassen müssen (nebst einem allgemeinen Theoriedefizit) – überspitzt formuliert: wer fiktionalisierten Geschichtsdarstellungen übermäßigen Glauben schenkt, ist ohnehin kaum mehr zu helfen.
Geschichte in Videospielen kann (höchstens!) immer nur eine Annäherung darstellen, nicht „Wahrheit“ oder „Wirklichkeit“. Wahrheiten und Wirklichkeiten über Eigenschaften historischer Persönlichkeiten postulieren praktisch ausschließlich totalitäre Glaubensgebäude (in der dementsprechend psychologisierten Fern-Introspektion). Der Ideologie des Realismus ist keineswegs unbedingt zu folgen, eher schon zutiefst zu misstrauen – die Vorstellung von Authentizität auch eine Anmaßung. Und Polygon sollte deshalb eher „kritisieren“, dass die Hauptfigur des Spiels männlich ist…
Selbst in der HBO-Serie „Rom“ von um 2005 war die Figur der Cleopatra, obwohl variiert, stark sexuell konnotiert. Und die lief sogar auf „SPIEGEL TV Geschichte“…‘ Nachlese Polygon – ich bin dort (naturgemäß) gesperrt.