Was war das für eine herrliche Zeit: Anfang des letzten Jahrzehnts bildete ich mir eine Zeit lang ernsthaft ein, zukünftig auf nichtintegrierte Grafikkarten vielleicht verzichten zu können.
Wie manches Glück(sgefühl) war das jedoch nur eine Illusion: unter dem Eindruck der Intel HD 4000 und meinem damals brandneuen MacBook Pro, auf dem ich Titel wie „Borderlands 2“ mit nur wenigen Abstrichen zum Laufen brachte, sah ich das Ende der seit meinem Wechsel auf Konsolen kurz nach der Jahrtausendwende zunehmend verhassten Grafikkarte nahen (analog zur Soundkarte).
Doch dann die technische Entwicklung: Intel entwickelte die Technik kaum mehr weiter. Standardmäßig sind heutzutage selbst die „UHD“ getauften Lösungen kaum besser. Etwa auf meinem 2018er MacBook Air, oder einem anderen i5-Notebook der achten Generation mit Windows 10.
Erst aktuell bei den Ice Lake-Prozessoren versucht Intel offenbar Paroli zu bieten, wird wenigstens probiert AMD mit seiner „Vega 10“-Lösung wieder einzuholen – überzeugen können diese Bemühungen aber nicht mehr.
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Ende 2017 gab ich schließlich nach: nachdem ich mir bereits für den Desktop-Bereich wieder neue Grafikkarten gekauft hatte besorgte ich mir ein dickes G-Sync mit 120hz von MSi. Und einer GTX 1070 darin. Ein mobiles Gerät das sogar knapp an die dünne Max Q-Variante der 1080er herankommt: problemlos betreibe ich damit meine Oculus Quest (zusätzlich zu meiner Rift am Desktop). Titel wie „Prey“ (2017) oder „The Surge“ (1+2) laufen damit in durchaus hohen, variablen Bildraten (dank Free Sync-Technik alles eben kein Problem).
Dennoch sollte es wiederum eines der letzten seiner Art am Markt sein. Selbst mit seinen 15″ ist es nicht nur 4cm dick, sondern wiegt 3kg schwer und die Lautstärke erreicht sogar jene der PS4 (Pro) unter Last. Als dezidiert auf Videospiele ausgerichtetes Markengerät habe ich es zwar trotzdem (irgendwie) immer noch am liebsten, aber nicht nur die Notebook-Bauer scheinen solche Geräte nicht mehr herstellen zu wollen – NVIDIA selbst mit seinen aktuellen RTX- und GTX 16-Reihen (der Turing-Architektur) keine leistungsfähigeren Lösungen für dickere Laptops mehr anzubieten.
Der Markt dafür scheint insgesamt leider zu klein zu sein, als dass sich dort viel mehr tun würde: bei der Notebook-Grafik geht es nicht nur um Leistung, sondern in erster Linie wohl auch um die Größe und die Kühlung. Und die Leute streamen in ihren Häusern und Wohnungen allgemein wohl viel zu gern, als dass sie sich ein Gerät anschaffen würden das auch für aufwändigere Spiele geeignet wäre. Diese Erkenntnis mag ernüchternd sein, eine bittere Einsicht darstellen, entspricht aber leider der Realität: der Traum eines Konsolen-ähnlichen Chipdesigns für Notebooks bleibt längerfristig Wunschdenken.
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Diesmal habe ich zum MacBook Pro 16 gegriffen. Nachdem ich mit meinem MacBook Air so zufrieden bin und am liebsten alles darauf spielen würde, vor allem wegen dem grandiosen Bildschirm und den sensationellen Lautsprechern, aber nur das wenigste damit spielen kann, durfte es ruhig auch wieder etwas größer sein (und einen Kilo schwerer). Mein persönlich gestecktes Ziel war „Civilization VI“ in der nativen, sehr hohen Auflösung damit auf annähernd 30fps zu bringen. Ohne eigene Grafikkarte ein Ding der Unmöglichkeit: anders als Windows (10) lässt das (Mac)OS (X) von Apple eine Grafikkarte zuschalten, das heißt es verwaltet sie zentral, einheitlich und überschaubar. Treiber brauchen dafür nicht separat angesprochen werden (automatischer Wechsel der Grafikmodi, Computer wechselt automatisch zwischen Modi, um eine längere Batterielaufzeit zu ermöglichen).
Der Reiz von Spielen am Mac hat für mich immer in diversen Komfortfunktionen und der Verwaltung von Apps im Betriebssystem bestanden: so sehr ich Windows 10 mittlerweile mag (und praktisch überall einsetze), das Sammelsurium an Dateien, die Treiber- und Hardware-Problematiken haben sich tendenziell nicht geändert. Ein Mac funktioniert immer noch ähnlich wie eine Konsole, ist einfacher und übersichtlicher aufgebaut. Also ich rede nicht von Möglichkeiten wie Bootcamp etc. – das war für mich zu keinem Zeitpunkt eine Option, denn am Mac spiele ich wenn dann ja gerade um Windows zu meiden. Einzig den Dienst PlayOnMac, eine Art DOSBox für Windows auf dem Mac, habe ich für einzelne Spiele auf meinem MacBook 2010 mit High Sierra noch immer konfiguriert und in Verwendung.
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Leider funktioniert das alles weniger gut als ich dachte, wobei es um die Leistung des Geräts da gar nicht geht: der automatische Wechsel zwischen den Grafikmodi sollte zumindest vorübergehend wirklich abgestellt werden, wenn über längere Zeit ein technisch aufwändigeres Spiel verwendet werden möchte. „Civilization VI“ scheint schon nach wenigen Minuten mit einem älteren Spielstand durcheinander gekommen zu sein – es ging praktisch nichts mehr, nicht einmal eine „Slideshow“ konnte mehr richtig dargestellt werden.
Hinzu kommt, dass ich beim Probespielen feststellen musste, dass die wenigsten Titel die Retina-Bildschirme erkennen. Das hätte mir eigentlich bereits mit meinem MacBook Air auffallen sollen: sogar das relativ neue Spiel zur Netflix-Serie von „The Dark Crystal“, erschienen erst Anfang des Jahres, erkennt sie nicht. „Civilization VI“ versteht sie auch nicht, obwohl es etwa die Metal-API (das Pendant zu DirectX von Apple) anspricht. Mit Metal läuft „Civilization VI“ darüber hinaus zwar etwas schneller, kann aber dafür nicht im Vollbild (oder rahmenlos) dargestellt werden – dies ist wiederum nur nach Wechsel zu OpenGL möglich.
Und Abhilfe gegen niedrige Auflösungen schaffen lediglich Third Party-Apps wie „EasyRes“ (im App Store gratis erhältlich). Wenigstens vorübergehend sind diese unabdingbar: so stiefmütterlich wie viele Mac-Versionen dabei immer noch behandelt werden, trotz vielfacher Verfügbarkeit und darauf spezialisierter Firmen wie Aspyr, doch recht enttäuschend. Bei einem älteren Spiel wie „Civilization V“ müssen vor dem Start sogar Grundfunktionen teilweise sowieso in Initialisierungsdateien als Text eingegeben worden sein, damit grafische Möglichkeiten richtig erkannt und aktiviert werden.
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Apple verwendet für das Einstiegsmodell seiner 16er-Baureihe eine 5300M von AMD. Die RDNA(1)-Karte (Navi) verspricht eine Leistung die weit unter dem meines MSi-Laptop mit Pascal (GTX 1070) liegt (eher in Richtung der günstigsten Modelle aus der GTX 16-Reihe von NVIDIA). Es sollte mein erstes MacBook (seit 2007 bin ich auch bei Apple) mit Grafikkarte werden: den Premium-Preis welchen Apple dafür verlangt mehr in Richtung meiner Schmerzgrenze von 2000 Euro zu drücken gelang mir trotzdem nicht, das heißt das zumindest grafiktechnisch wesentlich stärkere Gerät von MSi von vor zweieinhalb Jahren wäre dennoch (damals schon) deutlich günstiger gewesen.
Da eine Reduktion der Details für mich nicht in Frage kommt, konnte es deshalb, trotz deutlich reduzierten Anspruchs, kritisch werden: ich rechnete schon fest damit das bestellte Gerät lieber wieder zurückschicken zu wollen. Dies werde ich jetzt zwar nicht tun, ich bin jedoch froh aufgrund der beschriebenen Schwierigkeiten keine teurere Ausstattung gewählt zu haben. Die erwartete Leistung in „Civilization VI“ geht zwar in Ordnung, jedenfalls dann wenn der ziemlich unbrauchbar wirkende, spielinternen Benchmark missachtet wird, doch aufgrund der vorhandenen Probleme bei der Unterstützung der Mac-Plattform werde ich von einer Nutzung für noch mehr Spiele als vorgesehen eher absehen: um eine mangelhafte Performance der (seit ich sozusagen „dabei“ bin von Apple immer noch verwendeten) Intel-Prozessoren, oder um die jeweils verwendeten Grafiklösungen, geht es dabei aber erstaunlicher Weise eher nicht (vielleicht kümmert sich Apple selbst ja um die „Arcade“-Spiele aus dem hauseigenen Store besser).
Bereits seit 2016 weiß ich, dass die Apple-Lösungen von AMD nicht unbedingt die schlechtesten sind: damals kaufte ich als meine erste neue Grafikkarte in zehn Jahren eine RX 460. Eine Variante dieser kleinsten Polaris-Karte verwendete Apple damals auch (in seinen zehnmal teureren Geräten). Diese Grafikkarte kann ich heute immer noch jedem mit geringeren Ansprüchen wärmstens empfehlen: sie ist (für den Desktop-Bereich) zwar nicht die schönste auf der Welt (ihre Kühlung sieht bei jedem durchsichtigen Gehäuse wie ein dicker Bauch aus), aber die Leistung der RX 460 hat mich damals regelrecht umgehauen. In den zehn Jahren davor, nachdem ich beinahe komplett zu Konsolen gewechselt hatte, versorgte ich mich am PC nur mit Notlösungen und blieb lange Jahre bei Vista und 32bit hängen: zunächst einer 3870, dann einer 7790 (deren Vista-Treiber gerade noch so gingen). Mit dem legendären Q6600 von Intel als Basis, welcher in meiner Küche immer noch seinen Dienst tut. Mittlerweile bin ich am Desktop auch auf einen Ryzen umgestiegen – was sich ebenfalls Apple überlegen könnte.