Die Vielzahl geskripteter, nichtlinearer Fernsehserien hat in den letzten Jahren zu einem gefühlt deutlichen Qualitätsverlust bei den deutschsprachigen Synchronfassungen geführt: konnte sich die deutsche Synchronindustrie früher trotz so mancher Stilblüten wie dem berühmt-berüchtigten „Schnodderdeutsch“ von Rainer Brandt rühmen weltweit führend zu sein, leidet sie heutzutage eindeutig unter Masse statt Klasse und Husch-Pfusch: nicht nur mangelhafte Übertragungen oder eine schlechte SprecherInnen-Auswahl (vor allem das Casting scheint aufgrund von akutem Personalmangel oft überhaupt nicht mehr hinzuhauen), auch technisch liegt die deutsche Sprachspur wohl aufgrund des schwierig zu gestaltenden Mehrkanal-Gefüges meist viel zu sehr im Vordergrund, sodass von der Geräuschkulisse kaum mehr etwas zu vernehmen ist. Das erinnert manchmal schon an frühere „Synchronarbeiten“ aus Osteuropa, wo der Originalton einfach leiser nebenher lief.
Viele Videospiele sind heutzutage tatsächlich weitaus besser vertont oder übersetzt worden als so manche Fernsehprogramme und stehen trotz ihres teils enormen Umfanges großen Kinofilmen in nichts mehr nach: für „Forspoken“, „Hogwarts Legacy“ und „Atomic Heart“* trifft das als aktuelle Großproduktionen etwa allesamt eindeutig zu.
Einzelne Übertragungen plagen aber noch ganz andere Probleme: so sind zum Beispiel am Ende der vierten Folge von „The Last of Us“ gleich „drei“ der aus den Spielen bekannten „No Pun Intended“-Witze zu hören: das Original erzählt von vererbtem Durchfall der „genetisch“-bedingt durch „Jeans“ läuft (weil „genes“ und Jeans ähnlich klingen), der deutsche Ton dafür vom Grabstein eines Mathematikers der „damit“ (also seinem Tod) nicht gerechnet hätte und die deutschsprachigen Untertitel erfinden gar Mäuse die keinen Alkohol trinken, weil sie Angst vor einem Kater hätten… Es wird humortechnisch also immer schlimmer. Im Deutschen wäre das deshalb besser gesagt eher eigens erfundener „schlechter“ Humor (während das „No Pun Intended“-Original auch hierzu durchaus auf Traditionen zurückgreift und damit volkstümliche Vorlagen die neben einem Walt Whitman literarisch bestehen können bedient): für mehr deutschsprachige Gedanken war vermutlich aber keine Zeit, lagen doch in den ersten Streaming-Jahren zu den global parallel durchgeführten Erstveröffentlichungen in der Nacht „nur“ Untertitel vor, ist es jetzt schon länger der komplette Ton welcher selbst für Videoveröffentlichungen Jahre später noch so miserabel bleibt (und die Untertitel werden nach dem Vorbild japanischer Animes zum verlängerten Übel weiterhin unabhängig davon erstellt).
Vor dem Erlernen einer Fremdsprache kann mit diesen Mitteln jedenfalls fast nur gewarnt werden – sonst glaubt noch jemand Mathematik sei Durchfall.
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*vor allem auf Konsolen (wo sich die Menschen scheinbar grundsätzlich weniger um Einstellungen kümmern) scheinen manche jedoch Schwierigkeiten zu haben diese Sprachkunst zu vernehmen: die Funktion befindet sich bei „Atomic Heart“ in einem Menü. Manchmal reicht es auch nicht aus die Konsole auf Deutsch (um)zustellen, sondern muss auf der Xbox etwa zwingend „Deutschland“ als Ort für die deutschsprachige Vertonung eingestellt werden (letztes Jahr war „The Quarry“ so ein „schwieriger“ Fall für mich als Österreicher, der sich dort von der guten Qualität überzeugen wollte).