Bei „Stigma Videospiele“: ‚Doch ich meinte damit eigentlich genau auch Ihre Beiträge hier (oder das was sich mir eben im Fernsehen und anderen etablierten Breitenmedien so darbietet). Und diese weiteren Kommentare von Ihnen unterstreichen die Gründe für diese meine Vorwürfe auch noch. Denn einen „Spieleredakteur beim Fernsehen“ mag das alles nunmal nicht betreffen, da für diesen Job bereits eine „richtige“ Einstellung vorliegen wird. Eine Einstellung welche Sie mit kurzen Formulierungen wie „leider gibt es auch Läden in Deutschland, die beschlagnahmte Spiele verkaufen“ bestätigen – welche Fässer damit auch immer (nicht) aufgemacht werden möchten.
Nur gibt es halt auch eine Publikumspresse im Land und die lebt seit mehr oder weniger Jahrzehnten da schon in Angst, wobei diese Angst wohl eine Mischung aus vorauseilendem Gehorsam, tatsächlich begründeter Sorge (da soll es zu diversen nur schwer greifbaren Vorgängen bis im Print zum Verlust ganzer Auflagen oder gar Zeitschriften wie der „PC Powerplay“ gekommen sein) und sublimer Zustimmung für die deutschen „Grenzen“ sowie Verfolgungen ist. Viel „Kritik“ gab es aus der Videospielpresse jedenfalls nie daran, weshalb die Zustimmung und ähnliche Einstellungen wie sie ein „Spieleredakteur beim Fernsehen“ demnach wohl schon haben beziehungsweise mitbringen wird müssen, auch dort überwiegen dürften. Also ein mehr oder weniger eklatanter Mangel an Verantwortungsbewusstsein für Medienfreiheit.
Deswegen kennen langjährige Beobachter dieser Presselandschaft kreative Wortschöpfungen wie alternative Titel für indizierte Spiele, um nicht einmal in die Verlegenheit kommen zu brauchen diese beim bloßen Namen zu nennen. Auch im Online-Bereich kann Berichterstattung mitunter abrupt enden – so etwa 2008 bei IDG, als ich selbst Zeuge wurde wie es dort zu „Gears of War 2“ plötzlich geheißen hat dass „hier unsere Berichterstattung“ enden würde und mit einem Schlag daraufhin sämtliche Artikel zu dem indizierten Spiel auch verschwunden waren. Nicht zuletzt hat etwa ein Rudolf Weiß, in einer „Studie“ auf die erst kürzlich hier verwiesen wurde, selbst Messeberichterstattung und damit das Vorfeld zu begrenzen gefordert. Also glatte Vorzensur, dass es etwa ein Titel wie „Dead Rising 3“ nicht einmal Monate vor Release in Kölner Hallen schaffen sollte. Manchmal geschah das von Industrieseite ja ebenfalls bereits freiwillig, aber das nur so nebenbei von meiner Seite.
Ob das bei der Gaming-Presse nun angesichts dessen alles übertriebene Reaktionen meist kleiner oder internationaler Verlage gewesen sind, welche sich damit halt auch der Rechtslage in Deutschland anpassen, sei dahingestellt, also ob es im Jugendschutzgesetz eine tatsächliche Grundlage dafür gibt oder ob dies nicht vielmehr mit anderen Rechten wie der Pressefreiheit kollidiert. Ausjudiziert schien mir da jedenfalls nie etwas geworden zu sein, und – siehe mein Beispiel mit Sony und dem Jugendmedienschutzstaatsvertrag beim „Senden“ von Telemedien – geht das in anderen Bereichen auch noch weiter. Die Praxis sah und sieht nunmal so aus. Und diese unterscheidet sich von der Berichterstattung im Fernsehen oder den fantasiegewaltphoben Ergüssen eines Christian Stöcker beim Spiegel, dessen Ansehen mit den Anerkennungen seines Organs praktisch einhergeht – und sich in Kooperationen wie früher mit der GEE oder heute der WASD noch verlängert. Die „Meinungen“ sind dabei, wenn schon nicht immer gleich, dann sich tendenziell sehr ähnlich – und gehen in wissenschaftlichen Vereinigungen wie der AG-Games erfahrungsgemäß noch weiter. Zum Beispiel allein bei einem fremdbestimmten Dispositivbegriff, das heißt wenn das eigene Sprechen ausgenommen wird: da gibt es weder eine Form der Selbstreflexion welche Distanz zur eigenen Vorstellung von „Kritik“ zulassen würde, noch eine das eigene System kritisierende Position. Und übrig bleibt etwa nur eine eingebildete Frontstellung zwischen angeblich notorischen „Spielekritikern“ wie vom „Kölner Aufruf“ auf der einen Seite, und einer vermeintlich aufgeschlossener „kritischen“ Games-Beobachtung auf der anderen Seite – jede mit ihren wissenschaftlichen „Beweisen“ für oder gegen problematische Auswirkungen, Nutzungsweisen, Risiken oder Chancen, autoritären Ideen über Bildung (Müller-Lietzkow) oder konstruierten Beziehungen zu Sport und/oder Glücksspiel ihren unterdrückend-ausgrenzenden Bestand feiernd, wobei es letztlich meistens sowieso nur um Geld, die Zuweisung von Förderungen, geht.
Nur daneben bestehen bleibt die davon ohnehin als minderwertig unterschiedene Videospielpresse und die Berichterstattung dort wird nunmal eher als „Werbung“ angesehen und den demzufolge zumindest als eher „unkritisch“ imaginierten Spielemagazinen, welche noch dazu von Anzeigen aus der malevolent gedachten Industrie abhängig sind, irgendwie sehr wohl mit Hand und Fuß vorgehalten werden können – während das ZDF oder Christian Pfeiffer eher über Steuergelder oder VW gesponsert werden.
Kurzum: Sie dürfen in Deutschland und darüber hinaus als „kritischer Journalist“ gelten. Seien Sie froh darüber – bei anderen ist das zumindest eindeutig weniger der Fall.
–
Sowie zu „Modern Warfare 2“: wenn Ihre Angaben tatsächlich stimmen sollten, wobei ich nicht weiß woher Sie Ihre Informationen beziehen und ich diese dementsprechend auch nicht nachvollziehen kann, dann hätte die BPjM „Modern Warfare 2“ auch umlisten müssen, weil das strafrechtliche Vergehen der Gewaltdarstellung und selbiges Verbot im Falle dieses Titels somit nicht erfüllt gewesen wäre. Und wie Rey Alp doch schon schrieb geht es hier wirklich um die Handlung bei der Herstellung. Gewissermaßen sieht das Gesetz in Deutschland nämlich bereits diese symbolische Handlung als verbotene Gewalt(verherrlichung, Verletzung der Menschenwürde etc.) an, also etwa die Präparation von Prothesen im Filmbereich, Latex usw. Ein Gericht stellt daraufhin lediglich fest was rückwirkend schon immer verboten war – nur weiß man das im Vorhinein eben nie so genau, kann gar niemand wissen, deshalb wieder der Verweis auf mein Bonmot „Videospiele für niemand“.
Eine solche Umlistung geschah jedoch etwa bei „Dead Island“. Nur Details kamen, wie ich in der anderen Newsmeldung zu dieser Sendung schon schrieb, dabei nicht ans Licht. Allerdings könnte das rechtlich auch andere Gründe haben, denn soweit ich als Nicht-Jurist mich wiederum im Recht auszukennen glaube reicht die (negative) Einschätzung einer Staatsanwaltschaft allein dafür schon nicht aus – da hätte zumindest versucht werden müssen Anklage zu erheben.‘
Seiten
-
Aktuelle Beiträge
Archiv
- Juli 2022
- Juni 2022
- Mai 2022
- April 2022
- März 2022
- Februar 2022
- Januar 2022
- Dezember 2021
- November 2021
- Oktober 2021
- September 2021
- August 2021
- Juli 2021
- Juni 2021
- Mai 2021
- April 2021
- März 2021
- Februar 2021
- Januar 2021
- Dezember 2020
- November 2020
- Oktober 2020
- September 2020
- August 2020
- Juli 2020
- Juni 2020
- Mai 2020
- April 2020
- März 2020
- Februar 2020
- Januar 2020
- Dezember 2019
- November 2019
- Oktober 2019
- September 2019
- August 2019
- Juli 2019
- Juni 2019
- Mai 2019
- April 2019
- März 2019
- Februar 2019
- Januar 2019
- Dezember 2018
- November 2018
- Oktober 2018
- September 2018
- August 2018
- Juli 2018
- Juni 2018
- Mai 2018
- April 2018
- März 2018
- Februar 2018
- Januar 2018
- Dezember 2017
- November 2017
- Oktober 2017
- September 2017
- August 2017
- Juli 2017
- Juni 2017
- Mai 2017
- April 2017
- März 2017
- Februar 2017
- Dezember 2016
- November 2016
- Oktober 2016
- September 2016
- August 2016
- Juli 2016
- Juni 2016
- Mai 2016
- April 2016
- März 2016
- Februar 2016
- Januar 2016
- Dezember 2015
- November 2015
- Oktober 2015
- September 2015
- August 2015
- Juli 2015
- Juni 2015
- Mai 2015
- April 2015
- März 2015
- Februar 2015
- Januar 2015
- Dezember 2014
- November 2014
- Oktober 2014
- September 2014
- August 2014
- Juli 2014
- Juni 2014
- Mai 2014
- April 2014
- März 2014
- Februar 2014
- Januar 2014
- Dezember 2013
- November 2013
- Oktober 2013
- September 2013
- August 2013
- Juli 2013
- Juni 2013
- Mai 2013
- April 2013
- März 2013
- Februar 2013
- Januar 2013
- Dezember 2012
- November 2012
- Oktober 2012
- September 2012
- August 2012
- Juli 2012
- Juni 2012
- Mai 2012
- April 2012
- März 2012
- Februar 2012
- Januar 2012
- Dezember 2011
- November 2011
- Oktober 2011
- August 2011
Kategorien
- "Kritik"
- Allgemein
- Alltäglichkeiten
- Almrausch-Urteile
- Almrauschen
- Alternative Lebensweisen
- Amerika
- Arbeitswelt und Realismen
- Ästhetische Belange
- Österreich
- BärInnendienste
- Biologismus
- Chauvis
- Denkanstöße
- Der Mayer ging zur Presse…
- Deutschland
- Die Welt wird auf der Erde verteidigt
- Freiheiten
- In eigener Sache
- Kapitalistische Verschärfungen
- Materialismus
- Polen
- Post vom Mayer
- Retrospektiven
- Wie die deutschsprachige Wikipedia arbeitet
- Wirtschaft und Kulturelles
- Wort zum Alltag
- "Demokratie" 2.0
- Alltagsfaschismus
- Almrausch im Urlaub
- Almrausch in der Mittagspause
- Antibürgerliches
- Aphorismus der Woche
- Begleitung
- Bildschirmaufnahmen
- Billiger Antifaschismus
- Das Fremde
- Erotophobes
- Ersteindrücke
- Europa
- Film
- Fremdenfeindlichkeit und Menschenverachtung
- Gewalt
- Humor
- Ideologiekritik
- Japanophiles
- Literarisches
- Marketing
- Matthäus-Evangelium
- Medienressentiments
- Metro
- MonMoons
- Moralgesellschaft
- n diafd d
- Offene Briefe an SB.com
- Opfer- statt TäterInnenrollen
- Polternder Philosoph
- Rant
- Rassismen
- Realsatire
- Religion als Entschuldigung
- Repräsentative Wirren
- Rus
- Sex
- Sony
- Sprachliche Verrenkungen
- Standard-Kommentare
- Technik
- Verbreiterung als Einebnung
- Verwunderungen
- Wissenschaft und Forschung