Kommentar bei der Tageszeitung. Mit der Formulierung von vier konkreten Fragen: ‚Gerade mit seinem offensiven Bezug zur internationalen Welt des Sports halte ich das neue „Medal of Honor“ für überaus kritisch. 1. Welches Militär sollte das wollen? Leider finde ich es ästhetisch auch äußerst uninspiriert, weswegen ich es diesmal wohl nicht spielen werde.
Und es ist nicht nur damit genau so „kriegsverherrlichend“ wie „Spec Ops: The Line“, das derselbe Autor im Gegenteil kürzlich sogar noch als förderlich für den Frieden bezeichnet hat. 2. Aus „patriotischen“ Gründen, weil es in Berlin fern von dem verhassten US-Militär oder anderen NATO-Basen entwickelt wurde?
Das was der Autor offenbar bloß nicht erträgt ist, wenn SoldatInnen einmal nicht als Kranke beschrieben werden, nicht unbedingt als von einer bös gedachten Kraft kaputt gemacht, denn schon das erste „Medal of Honor“ wies ganz ähnliche Szenen auf wie „Spec Ops: The Line“. Im Übrigen auch ebenso unliebsame Titel wie „Homefront“. Doch was diesen Spielen fehlt ist weniger der Bezug zum realen Militär, dessen Entwicklung in „Homefront“ etwa wortreich verurteilt wird, als vielmehr der Verzicht auf Traumatisierte. Dass sich diese Spiele ungeheuerlicher Weise erlauben SoldatInnen als trotz aller Grauen weiterhin starke Menschen zu portraitieren
Dass „Krieg“ in „Medal of Honor“ trotz der seit 2010 höheren US-Einstufung für die Franchise noch immer relativ sauber und gefällig präsentiert wird, mag immer noch ein Problem sein, doch weist dies für mich auch vielmehr darauf hin, dass es sich dabei eigentlich um gar kein „Kriegsspiel“ handelt, sondern eben weitaus eher ein Militärspiel. 3. Der Autor kann sich wie ich natürlich auch „richtigere“ Kriegsspiele wünschen, doch weshalb auf Kosten des Militärs und seiner Angehörigen?
Und genau diese krankenfeindliche Logik ist für mich gerade als Mensch mit Behinderung auch die Menschenverachtung dabei: weil „krank“ dieser Logik zufolge auch immer negativ wäre. Eben keine Werbung „für den Krieg“ etc. Die kranken und traumatisierten SoldatInnen werden sich so offensichtlich nicht nur gewünscht, sondern regelrecht herbeigesehnt. Wie der Autor auf einem seiner Blogs bereits verkündete, sieht er sogar Empathie dabei „kritisch“. Und solchen Leuten wird hier immer und immer wieder eine Plattform geboten.
Ein Missbrauch von Menschen im Sinne des „Friedens“. Während in Syrien und anderswo Leute sterben, ein Leid worauf die Reichen und Satten mit ihren Transparenten des „Friedens“ dann trampeln
Vergessen wird dabei für gewöhnlich ja auch dass „Frieden“ immer „Krieg“ bedingt. Ohne „Krieg“ kein „Frieden“ in dem sich mit dieser Überheblichkeit gesonnt werden kann – wer den Krieg dabei menschenverachtender Weise „verherrlichen“ oder „verharmlosen“ wollen sollte frage ich besser gar nicht mehr…
Krieg ist immer eine Katastrophe. Für alle Menschen – dennoch dürfen sich Menschen in Videospielumgebungen auch daran erfreuen, um damit vielleicht einmal umgehen zu lernen. Und die subversive „Gefahr“ dass dieser Umgang erreicht wird kann für mich überhaupt nicht groß genug sein.
Genau so wie sie im Rennspiel „Motorstorm – Apocalypse“ durch eine von Erdbeben geplagte Stadt rasen dürfen. 4. Weshalb gibt es keine Artikel die einen „Unfallporno“ (O-Ton Carsten Görig) wie „Motorstorm“ der Verherrlichung oder Verharmlosung von Erdbeben bezichtigen?‘
Die Zeitung hat meinen Kommentar, natur- und erfahrungsgemäß wohl wegen meines Hinweises auf die aus meiner Sicht missbräuchlich negative Darstellung von Kranken für den „Frieden“ – während etwa SoldatInnen die ihren Beruf gern und erfolgreich ausüben (können) gegenüber einem diesen wiederum beständig (mit) unterstellten Willen zum „Krieg“ nicht zu Wort kommen, vorerst nicht veröffentlicht. „Anmerkung. Beleg für meine Äußerungen: http://www.militainment.info/2011/05/18/zdf-ubertrug-soldatengottesdienst/
Falls auch dieser wiederholte Versuch eines Kommentars nicht veröffentlicht wird gedenke ich diesen Versuch in meiner Dissertation für die Universität Graz zu verarbeiten. Hochachtungsvoll, Jürgen Mayer“
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